Vom schlechten Gewissen zur inneren Freiheit
Vortrag beim Frauenfrühstück der Christlichen Gemeinde
Sabine Dammann - OSTERHOLZ-SCHARMBECK.
Niemand ist frei von Schuldgefühlen, sie gehören zum Leben dazu. Aber ignoriert und verdrängt nagen sie am Selbstwertgefühl und mindern die eigene Lebensqualität. Das betonte Erika Sonnenberg jetzt beim Frauenfrühstück der Christlichen Gemeinde am Hang. Die therapeutische Seelsorgerin aus Oldenburg war mit dem Vortragsthema "Immer diese Schuldgefühle: Vom schlechten Gewissen zur inneren Freiheit" zu Gast und berichtete aus ihrer Beratungspraxis und der eigenen bewegten Biografie vom Umgang mit diesen Emotionen. "Schuldgefühle blühen da, wo man alles richtig machen will", erklärte die Expertin, "sie sind frauentypisch, und gerade nette angepasste Frauen entwickeln leicht Schuldgefühle". Wie können Betroffene mit solchen Gefühlen umgehen? Wichtig sei es zu lernen, zwischen echten und falschen Schuldgefühlen zu unterscheiden, betonte die Referentin. Echte Schuldgefühle tauchten auf, wenn man gegen einen Wert verstoße oder wenn man sich und andere Menschen nicht wirklich annehme. Falsche Schuldgefühle könnten hingegen durch das Urteil oder die Erwartungen anderer hervorgerufen werden. "Grenzen wir uns ab und sagen deutlich, was wir wollen, können uns andere Menschen Schuldgefühle einreden", betonte Erika Sonnenberg. Auch verborgene oder krankhafte Schuldgefühle, die in der Kindheit entstanden sind, könnten einen Menschen das ganze Leben lang begleiten. Aus Angst, zu seiner Schuld und den damit verbundenen Gefühlen wie Schmerz und Wut zu stehen, würden Schuldgefühle unter anderem verdrängt, gerechtfertigt oder durch übertriebene Wiedergutmachung abgewehrt. Schuldgefühle müssten auf jeden Fall aufgearbeitet werden, denn sie wiesen auf ein verdrängtes Lebensthema hin. "Bei Schuld gibt es kein Vergessen, spätestens vor der Schwelle des Todes taucht sie wieder auf", erklärte die Gastrednerin dem Publikum. Auch seien Schuldgefühle keine Erfindung der Kirche und der Moralisten, unterstrich die 66-Jährige. Jede Gesellschaft habe ihre Gebote und ihre Rechtsordnung. Als unbeschriebenes Blatt auf die Welt gekommen, werde dem Menschen schon in der Kindheit ein Gewissen gelehrt und erzogen. "Wir kommen nicht ohne Schuld durchs Leben, es gehört zum Menschen dazu," unterstrich Erika Sonnenberg, "jeder sollte zu seinen Fehlern stehen, dieses führt zu inneren Frieden und Freiheit.
Zum Abschluss appellierte der Gast: "Jeder Mensch hat einen eigenen Lebensweg und sollte der inneren Stimme folgen und sich fragen: Wie hat Gott mich gedacht?"